Carl Ceiss

DAS FAHLE PFERD

Dramatische Collage
Frei nach Motiven aus dem Roman DAS ROTE PFERD der französischen Schriftstellerin Elsa Triolet

Besetzung : Besetzung variabel, Simultandekoration
Entstanden : 1979/81
Rechte : Alle Rechte beim SEISMOCORDER VERLAG, Berlin. Frei zur Uraufführung.
Erstdruck in : "Spielplan", 1989

Bestellung: WERKE, Band 5

Albrecht Dürer: "Die vier Apokalyptischen Reiter "(1498)


Die russische Bergarbeiterin Olga erwacht im heißen Schlamm, ihre Kollegen sind tot, das Bergwerk und die übrige Welt sind verschwunden. Sie wird zufällig gefunden vom amerikanischen Atombombenflieger John, der seine Orientierung verloren hat und durch Feuer und Wasser geflogen ist. Beide haben ein nukleares Inferno überlebt und fliegen gemeinsam über eine zerstörte Erde, um andere Überlebende zu suchen. Begleitet werden sie von einem postantiken Chor der Toten, der die Erlebnisse der letzten Überlebenden der Menschheit kommentiert. Doch Olga und John sehen nur die Trugbilder einer überheißen Fata Morgana radioaktiver Strahlung, sie begegnen nur den Schatten der Zivilisation:

Ein Faktotum hat sich auf ein Telegrafenamt verirrt und bedroht die Telegrafistin mit einer Bombe. Ein Torso sucht unter anderen Plastiken der Weltkultur vergeblich seine Identität. Zwei Clowns kämpfen in einer Wetterfabrik unter den bedrohlichen Anfeuerungen ihrer Herrn gegeneinander um größte Effizienz. Im Tal der Könige steht Tut-Ench-Amun wieder auf, nachdem ein Reporter seine Mumie fotografiert. In einem Irrenhaus beschließt Noah, künftig der Kriegsgott Mars zu sein und hängt sich auf. Auf einem Hügel muss ein Bauer die Kommandos aller Feldherren der Weltgeschichte ertragen, bis er seinen Dienst verweigert. In einem Märchen schläft eine Prinzessin auf einer Bombe, ohne es zu bemerken. Auf einer Müllhalde begegnet ein Außerirdischer einem Steinzeitmenschen und ist über dessen Intelligenz enttäuscht. Die Spulen eines Filmes über vier französische Bauern sind vertauscht, ein Film läuft rückwärts, nach dem Tod auf dem Feld kommt die Liebe, und am Ende eine Geburt, eine irreale Hoffnung.

Der Flug von John und Olga fragt nach den Überlebenschancen der Menschheit nach einem nuklearen Inferno. Geschrieben in einer Zeit des Nato-Doppelbeschlusses, als die Friedensbewegung auf beiden Seiten mit der Losung "Schwerter zu Pflugscharen" auf die Straße ging. In dieser dramatischen Collage sind die formalen Gesetze des Genres, die Einheiten von Zeit & Ort & Personen wie ihrer Psychologie, genauso aufgehoben wie in der beschriebenen Katastrophe.


SEISMOCORDER VERLAG, Berlin

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